Ähnlichkeiten bei den Symptomen von Elektrohypersensitivität, Long Covid und Chronischem Fatigue-Syndrom

Ausgeprägte Erschöpfung, permanente Müdigkeit und Energielosigkeit werden häufig mit Long Covid oder mit Chronischem Fatigue Syndron (ME/CFS)¹ in Verbindung gebracht. Auch Schlafstörungen, Herzrasen, Muskelschmerzen, Schwindel und Benommenheit sowie kognitive Symptome wie Konzentrations-, Merk- und Wortfindungsstörungen („brain fog“) zählen zu den typischen Symptomen. Dass auch bei Elektrohypersensitivität (EHS) ganz ähnliche Symptome auftreten, scheint in der öffentlichen Wahrnehmung weniger bewusst zu sein. Im Unterschied zu Long Covid und ME/CFS lassen die Symptome bei Menschen mit EHS nach, sobald die Betroffenen sich längere Zeit in einer Umgebung ohne oder mit wenig Elektrosmog aufhalten.

Nun könnte man erwarten, dass Mediziner routinemäßig abklären, ob auch Menschen mit Long Covid oder ME/CFS auf Elektrosmog in der Umwelt reagieren, es quasi ein Moderator dieser Erkrankungen ist, oder ob ggf. sogar EHS beim einen oder anderen die Hauptursache für die ausgeprägten Erschöpfungszustände und die weiteren Symptome darstellt. Ein solch systematisches Abklären scheint derzeit eher die Ausnahme zu sein. Bis heute verfügen die wenigsten Mediziner über fundierte Fachkenntnisse in Diagnostik und Behandlung von EHS im Sinne einer Umwelt- und Multisystemerkrankung. Selten führen Ärzte bei Verdacht auf EHS objektive Messungen (EEG, EKG, Schlaflabor, Blutdruck, Konzentrations- und Aufmerksamkeitstests) im Vergleich mit und ohne Elektrosmog-Belastung durch.

Welche Schlussfolgerungen ergeben sich hieraus für Menschen mit der o.g. Symptomatik bzw. mit den Diagnosen Long Covid und ME/CFS?

Diesen Patienten kann empfohlen werden selber auszuprobieren, ob eine Reduzierung der elektromagnetischen Belastung im heimischen, beruflichen und sonstigen Umfeld zu einer Verbesserung ihrer Symptomatik führt. Das heißt, WLAN, DECT-Telefone, Smartphones und Geräte (Drucker, Fernsehgeräte, Staubsaugerroboter, …) mit WLAN-Schnittstellen für eine Weile ausschalten, auf Funkmäuse und Funktastaturen und kabellose Kopfhörer temporär verzichten und in der Testphase öffentliche Veranstaltungen, bei denen viele Menschen diese Techniken und Geräte nutzen, möglichst meiden. Wer diesen Versuch startet, sollte seinem Körper etwas Zeit geben zu reagieren. Wenn es einen Zusammenhang mit EHS gibt, kann man erwarten, dass nach 3 bis 6 Tagen, bei manchen Betroffenen auch schon früher, eine spürbare Verbesserung eintritt.

Vom medizinischen Sektor wünschen wir uns mehr unabhängige, fundierte Fortbildungen für Ärzte zur Umwelt- und Multisystemerkrankung EHS sowie in der Forschung zu Long Covid und ME/CFS eine systematische Berücksichtigung von Elektrosmog als Kontrollvariable bei allen Studien.


¹ Eine ME/CFS beginnt häufig nach einer Infektionskrankheit. Als bisherige Auslöser sind u.a. das Epstein-Barr-Virus und die Influenza bekannt. Auch in Folge einer Corona-Infektion hat sich bei einer Subgruppe ME/CFS entwickelt. Lt. der Deutschen Gesellschaft für ME/CFS e.V. wurde die Zahl ME/CFS-Betroffenen (Myalgische Enzephalomyelitis / Chronisches Fatigue-Syndrom) in Deutschland vor der COVID-19-Pandemie auf etwa 250.000 geschätzt. Laut Experten könne davon ausgegangen werden, dass sich die Zahl der Erkrankten durch COVID-19 verdoppelt habe. Deutsche Gesellschaft für ME/CFS [online im Internet: was-ist-me-cfs]