Telekom-Landkarte zum 5G-Ausbau

Die Telekom hat unlängst eine neue Version ihrer Übersichtskarte zum 5G-Ausbau veröffentlicht und dort kann man sehen, dass Freiburg nun auch zu weiten Teilen in der 5G-Farbe eingefärbt ist.  Telekom Landkarte

Wie man der Badischen Zeitung vom 05.09.20 (Titel: 5G ist in Freiburg schon auf Sendung) entnehmen konnte war auch die Stadtverwaltung darüber überrascht und etwas säuerlich, weil sie nicht vorab informiert worden war (nicht dass man etwas dagegen hätte aber man will doch informiert werden).

Dabei geht aus der Telekom-Landkarte nicht hervor, welcher Frequenzbereich für 5G genutzt wird. Man muss unterscheiden zwischen 5G im UMTS-Frequenzband ab 2,1 Gigahertz (5G / 2,1) und 5G bei 3,6 Gigahertz (5G /3,6). Bei den für Freiburg im 5G-violett dargestellten Stadtgebiete handelt es sich unseres Wissens nach derzeit ausschließlich um 5G /2,1.

Telekom nutzt Frequenzen von Telefonica

Was bedeutet das nun ?. Ist jetzt die Strahlungsbelastung in den als 5G-versorgt markierten Stadtteilen sprunghaft angestiegen ? Der Telekom-Sprecher Hubertus Kischkewitz sagte dazu laut dem BZ-Artikel dass es mit Blick auf die Sendeleistungen keine Änderungen gäbe. Dies ist so sicher nicht korrekt, denn die Telekom hatte bisher im UMTS-Frequenzband nur 2 Frequenzblöcke mit je 5 MHz Breite. Jetzt betreibt sie in diesem Band einen Frequenzblock von 5 MHz für UMTS und ein 15 MHz breiten Frequenzblock mit LTE / Telekom-5G. Die 10 zusätzlichen MHz hat die Telekom von der Telefonica übernommen, die aufgrund von Firmenfusionen im UMTS-Frequenzband mehr Kapazität hat als sie selber nutzt. Die Telefonica selbst hat dann zum Ausgleich 2 andere Frequenzblöcke à 5 MHz in Betrieb genommen, die vorher ungenutzt waren.

Die UMTS-Frequenzen im Spektrum-Diagramm

Für Nicht-Techniker ist das Thema einigermassen komplex und verwirrend, aber mit 2 Bildern von einem Spektrum-Analysator lässt sich das hoffentlich einigermassen verständlich erklären.

Die für UMTS vergebenen Frequenzen liegen im Bereich zwischen 2110 und 2170 Megahertz (MHz). In diesem Bereich gibt es 12 Frequenzblöcke zu je 5 MHz die je einem der 3 Mobilfunkbetreibern Telekom, Telefonica und Vodafone zugeteilt sind. Das untenstehende Bild von einem Spektrumanalysator ist im April 2016 entstanden. Dort sind diese 5 MZh breiten Frequenzblöcke gut zu sehen (7 der 12 Frequenzblöcke sind belegt).

Das Spektrum-Analysator-Bild vom selben Freqzenzbereich sah am 19.09.2020 so aus:

Der erste Frequenzblock bei 2110 MHz ist unverändert geblieben.  Rechts im Anschluss daran gab es 2016 2 Freqzenzblöcke mit je 5 MHz. Dort ist 2020 ein Freqzenzblock mit 10 MHz Breite zu sehen. Die ersten 3 Frequenzblöcke gehören Vodafone. Vodafone hat 2 Ihrer UMTS-Frequenzblöcke zusammengelegt und sendet dort nun eine LTE-Signal.
Beginnend bei 2150 MHz konnte man 2016 4 UMTS-Frequenzblöcke sehen. Dies waren jeweils 2 Blöcke von Telefonica (2150 MHz und 2155 MHz) und Telekom (2160 MHz und 2165 MHz). In dem selben Bereich sieht man 2020 einen zusammenhängenden Block von 2150 MHz bis 2165 MHz und danach noch einen einzelnen 5 MHz UMTS-Block.

Der Frequenzblock von 2150 bis 2165 wird von der Telekom genutzt um dort ein LTE-Signal abzustrahlen dass die Telekom als 5G bezeichnet. Auf dem Frequenzblock ab 2165 MHz überträgt die Telekom weiterhin ein UMTS-Signal.

Im Spektrum-Diagramm sind dann noch 2 UMTS-Blöcke von 2140 bis 2150 MHz zu sehen, die 2020 belegt sind, jedoch 2016 noch nicht belegt waren. Diese beiden Frequenzblöcke werden heute von  Telefonica für UMTS genutzt und ersetzen damit die Frequenzblöcke von 2150 und 2155 MHz, welche Telefonica an die Telekom abgegeben hat.

Insgesamt kann man also sagen, dass für Telekom-5G /2,1 die im UMTS-Frequenzband genutzte Bandbreite um 1/6 oder knapp 20 % zunimmt.

Keine dramatische Erhöhung, aber was heisst das ?

Durch die Umsortierung und Umwidmung der Frequenzen im UMTS-Frequenzband entsteht eine leichte aber keine dramatische Erhöhung der Sendeleistung. Aber das bedeutet nicht, dass die schon bisher exisiterende Belastung akzeptabel ist.

Gerade der Sender am Wiehre-Bahnhof ist ein Musterbeispiel für einen schlechten Senderstandort, der in der Umgebung für eine sehr hohe Strahlungsbelastung führt: Die Antennen sind in derselben Höhe montiert, bei denen in der umgebenden Wohnbebauung die Wohnungen des 3. und 4. Stocks liegen. Um den Einzugsbereich zu versorgen, muss der Sender diese Wohnungen also quasi durchstrahlen. Für diesen Sender liessen sich sicher bessere Standorte finden bei denen die Strahlungsbelastung deutlich reduziert würde.

Was bring die Umwidmung der Frequenzen ?

Als der UMTS-Standard entwickelt wurde, ging man noch davon aus, dass Mobilfunk vorzugsweise für Telefongespräche genutzt wird. Bei UMTS muss immer ein Funkkanal reserviert werden, der mindestens so „breit“ ist, dass man damit ein Telefongespräch abwickeln kann.

Aktuell wird aber nur noch ein kleiner Teil des Mobilfunk-Datentransfers für Telefongespräche genutzt. Für den Transfer von Daten zwischen Handy-Apps und dem Server im Internet ist die Bindung an einen reservierten Funkkanal nicht sinnvoll. LTE wurde dagegen von vorneherein für den Datenverkehr entwickelt und eignet sich eigentlich nur bedingt für Telefongespräche. Mit der Umwidmung der UMTS-Frequenzen nach LTE folgen die Mobilfunkanbieter also den Änderungen im Nutzerverhalten.  Vodafone macht übrigens das selbe wie die Telekom.

5G bei 3.6 GHz ist ein anderes Kaliber

Das 5G, vor dem wir zusammen mit anderen warnen, das 5G das im Mittelpunkt der Bürgerversammlung vom November des vergangenen Jahres stand,  das sind die neuen Freqzenbänder im Bereich von 3,6 Gigahertz. Wo diese Frequenzen in Betrieb genommen werden, dort führt dies zweifelllos zu einer starken Erhöhung der Funkbelastung.

Man darf sich also nicht von dem Begriff 5G leiten lassen, wichtig ist, zu schauen was effektiv im Frequenzspektrum passiert. Und bei der Fokussierung der Diskussion auf 5G wird auch allzuleicht übersehen, dass im Bereich von 4G / LTE die Sendeleistungen weiter kontinuierlich ausgebaut werden.

Der Stadtverwaltung, die glaubt, durch runde Tische und Gespräche den weiteren Ausbau der Mobilfunk-Sendeanlagen beeinflussen zu können, muss man sagen: das ist naiv. Wenn die Stadt mitreden will, dann muss sie ein eigenes Mobilfunkkonzept entwickeln.