Nachhaltigkeit und die Digitale Welle

Pressemitteilung von ISES-Suedbaden e.V. vom 27.02.2021

Mobile Funk-Kommunikation erscheint geradezu überlebensnotwendig zu sein, sowohl für die wachstumsorientierte Wirtschaft, wie auch für die einzelnen Konsumenten – strategisch entwickelt von den marktbeherrschenden internationalen Konzernen, die Nutzerdaten über Jeden und Jedes verwerten und unfassbare Gewinne erzielen.

Hunderte internationale Studien zeigen aber seit vielen Jahren, dass der Mobilfunk bei starker aktiver und passiver Nutzung die Gesundheit beeinträchtigen und Krankheiten verschlimmern kann (oxidativer Zellstress; WHO-Krebsrisiko-Klasse 2b ). Neue Studien weisen sogar auf den schädlichen Einfluss bei Baumschäden sowie beim Insektensterben hin (siehe www.diagnose-funk.org). Die mobile Mediennutzung befördert auch Entwicklungsstörungen bei Kindern und Suchtverhalten bei Jugendlichen (s. BLIKK-Studie).

Zudem benötigen die massenhaft produzierten Endgeräte seltene Rohstoffe, die meist unter sehr problematischen Bedingungen gewonnen und nach kurzer Nutzungsdauer nicht recycelt werden.

Auch klimaschädlich wirkt sich die sehr verbreitete funkmobile Nutzung des Internets aus, insbesondere mit dem Übertragen von Videos. Schon vor der Corona-Zeit kam ein Datenzuwachs im Netz von 40 % jährlich zustande. Die mobile und allzeit verfügbare upload- und download-Möglichkeit hat einen hohen Anteil daran. Dementsprechend ziehen die Kühlgeräte der heiß laufenden Computertürme in den Serverzentralen immer mehr Strom. Bei uns wird dieser aktuell zu 55 % fossil und atomar erzeugt (Ziel für 2030: 45 %). Weltweit verur-sacht der IT-Stromverbrauch schon mehr CO-2 Ausstoß als der Flugverkehr; Tendenz rasant steigend !

Mit der Corona-Pandemie und bis zum Erreichen der bitter notwendigen Klima-neutralität wird die Digitalisierung massiv voran getrieben, und das viel stärker als die Stromwende mit erneuerbaren Energien ! Somit entsteht ein gravierender Mangel an Ökostrom; und zu Recht weist Prof. Grießhammer (Ökoinstitut) in seinem Buch „#klimaretten“ auf das Daten- und Energiesparen hin als die unschlagbar effektivste und billigste Methode, die Klimaziele zu erreichen.

Ohne Funk sollen jetzt im Freiburger Stadtgebiet neue Glasfaser-Breitband-Kabel den Datenverkehr optimieren. Dies wird aber nur dann positiv, wenn der nächste Schritt folgt: nämlich das deutliche Absenken von Sendeleistung und Stromverbrauch der bisherigen Antennen-Basisstationen (Energieanteil 65%). Denn es müsste nur noch der Freibereich versorgt werden (outdoor) (Vgl. Umweltbundesamt /„Green Cloud-Computing“: „Der Mobilfunk ist für den Hausanschluss aus Sicht des Umwelt- und Klimaschutzes nicht tragfähig.“).

Zusätzlich sollten statt WLAN innerhalb von Räumen (indoor) verkabelte oder Lichtstrahl-Netze (VLC) aus Vorsorgegründen kommunal gefördert werden, insbesondere in Schulen, Krankenhäuser und Altenheimen.

Obwohl die neue Freiburger Digitalisierungsstrategie den Leitzielen „Nachhal-tigkeit und Gemeinwohlorientierung“ dienen will (und 2019 ein städtisches „Manifest“ zum Klimaschutz beschlossen wurde), läuft die Politik weiterhin den Projekten der Großkonzerne hinterher: neue uner­forschte 5G- und 6G-Netze sollen installiert werden, die die Daten- und Funknutzung im öffentlichen Raum drastisch intensivieren werden. (Anmerkung: der aktuelle Netzaufbau ist noch gar kein wirkliches 5G, sondern nur eine Erweiterung der 4G-Basis (LTE).)

Konsequent sind daher die Forderungen des „Aktionsbündnis Freiburg 5G-frei“ an die Stadtverwaltung, ein umfassendes, vorsorge- und klimaschutz-orien-tiertes Konzept zu entwerfen und den 5G-Ausbau bis dahin zurückzustellen (Moratorium). Derzeit läuft eine Einwohner-Unterschriftenaktion für einen entspr. Antrag an den Gemein­de­rat.

FAZIT :

Die digitale Technik muss nicht nur menschengerecht und demokratiegerecht gestaltet werden, sondern insbesondere auch umwelt- und klimagerecht. Diejenigen, die die Digitalisierung propagieren und vorantreiben, haben sich  zuallererst darum zu kümmern !